Brot - und mehr

Wahrscheinlich gibt es in keinem anderen Land der Welt so viele verschiedene Brotsorten wie in Deutschland; laut dem Deutschen Brotregister des Deutschen Brotinstituts rund 3.000. Wenn ich es einmal pauschal sagen darf: Die Deutschen sind geradezu vernarrt in ihr Brot. Dennoch hat das Brot einen Bedeutungsverlust erlebt. „Dumm wie Brot“ ist zum Beispiel zu einer bekannten Redewendung geworden – oder in der süddeutschen Variante „brezeldoof“. Eine zunächst erstaunliche Wandlung, war das Brot doch jahrhundertelang positiv besetzt – und jetzt etwas, das nichts mehr taugt?
Ob diese Gedankengänge unbewusst die Macher des Kinderkanals beeinflusst haben, als sie ein kastenförmiges Weißbrot zum Maskottchen des Fernsehsenders aussuchten. „Bernd, das Brot“ ist wohl nicht dumm, aber dauerhaft übellaunig. ...
Mehr als ein Grundnahrungsmittel ist es auch für die mehr als Tausend Menschen, die sich einmal im Jahr in der kleinen Stadt Attendorn im Sauerland versammeln und Brote mitbringen. Besondere Broten – ein Sauerteig mit Kümmeln durchsetzt, gebacken in Form zweier Fischflossen. Obwohl diese Menschen alle diese Brote mitbringen, gehen sie nach etwa einer halben Stunde reicher als Beschenkte nach Hause. Das, was sie bekommen haben, ist auf den ersten Blick nicht zu sehen, außer vielleicht auf den Gesichtern der Menschen: etwas fröhlicher, gelassener, eben beschenkt – weil gesegnet. Die Brote werden gesegnet und die Menschen werden gesegnet.