Warum Christen sich nicht vertragen müssen

Vor der Kirche und dem Pfarrhaus eines Kollegen fand ein kleiner Jahrmarkt statt, ohne dass er gefragt wurde. Voller Ärger ging der Kollege auf die Verantwortlichen zu und beschwerte sich. Als Antwort bekam er zu hören: „Als Pastor müssen Sie doch friedlich sein.“
Hinter dieser Äußerung wird eine weit verbreitete Vorstellung deutlich: Streit darf in der Kirche nicht sein; die Kirche steht für: Harmonie und Frieden.
Andererseits wird man immer wieder mit der Realität konfrontiert: In der Kirche gibt es viel Streit, manchmal brechen verdeckte Konflikte auf und es gibt heftige Auseinandersetzungen. Für manche ist das Grund genug, aus der Kirche auszutreten.
In solchen Wahrnehmungen der Kirche wird auch erkennbar, wie schnell wir mit unseren Bewertungen sind. ...Im Blick auf Konflikte heißt das: Die Extreme sollten überwunden werden: Wo Kampf herrscht, sollte die Entwicklung in Richtung Kooperation gesucht werden, wo Harmoniesucht lähmt, sollte gesunde Konkurrenz entwickelt werden. So können Konkurrenz und Kooperation in eine gesunde Spannung kommen, die für die Entwicklung einer Gemeinde sehr konstruktiv sein kann. Dazu gehört es, dass man es akzeptiert, dass alle unterschiedlich denken, fühlen und handeln, und dass man diese Verschiedenheit als Chance sieht. So kann Gemeinde lebendig werden.