Auf, auf, mein Herz, mit Freuden

„Auf, auf, mein Herz mit Freuden“ – was wir eben gehört haben, ist der Anfang des Osterliedes von Paul Gerhardt. Man kann nicht schöner auf das Evangelium von der Auferstehung Jesu reagieren, als seiner Freude mit einem Lied Ausdruck zu verleihen. Wie so oft beginnt Paul Gerhardt sein Lied mit einer Aufforderung an sich selbst, an die eigene Seele, an das eigene Herz: „Du, meine Seele, singe“, heißt es in einem anderen Lied, oder: „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, und hier: „Auf, auf mein Herz mit Freuden, nimm wahr, was heut geschieht“. Es ist, als müsste er sich zunächst selbst einen Ruck geben, damit die Osterfreude bei ihm einziehen kann. Die alte Leier, das Jammern und Klagen verlassen, und voll Freude wahrnehmen, was zu Ostern geschieht.
Ich habe den Eindruck, genau das ist es, was uns in unserer Zeit fehlt: Dieser Ruck, aus dem Trott herauszukommen, das Wunder von Ostern wahrzunehmen und voll Freude singen. Vielleicht betrifft das weniger uns, die wir heute zum Gottesdienst gekommen sind und die alten und neuen Ostermelodien hören und singen. Für viele ist Ostern Reisezeit, man freut sich über ein paar schöne Tage, aber es verändert sich nichts im Leben. Es verändert sich nichts in der eigenen Haltung. Die meisten wissen gar nicht mehr, was an Ostern eigentlich gefeiert wird, geschweige denn, dass sie sich selbst einen Ruck geben und das neue Leben feiern. Eigentlich bleibt alles beim Alten, und Dienstag oder spätestens Mittwoch geht der Alltag weiter wie bisher.
Ostern zu feiern, ist vor allem eine Frage der Haltung, der eigenen Haltung dem Leben gegenüber. Es geht darum anzuhalten und die tödlichen Teufelskreise des Alltags zu verlassen.