Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern ...

Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit. Sowjetische Truppen machten eine furchtbare Entdeckung: die nachgerade industrielle Vernichtung von Menschenleben – vor allem Juden, aber auch Sinti und Roma, geistig behinderte Menschen, Zeugen Jehovas, Kommunisten und Bürgerliche, Sozialdemokraten und christlich geprägte Oppositionelle.
Die Schockwellen dieses Menschheitsverbrechens lassen bis heute den Atem stocken. Der in Paris lebende deutsche Modemacher Karl Lagerfeld brachte es in einem Interview auf den Punkt: „Die Deutschen haben Millionen von Juden umgebracht, und da schämen wir uns doch heute noch für.“
Vor dreißig Jahren, 1988, wurde an der Stadtkirche in Wittenberg eine eindrückliche Mahnplatte eingeweiht unterhalb der antijüdischen Schmähplastik aus dem 13. Jahrhundert – eingeweiht und in das Pflaster gelegt wie ein überdimensionaler Stolperstein. Die Stadtgemeinschaft dort kann voller Stolz auf drei Jahrzehnte zurückblicken, die der Erinnerung und der Gedenkkultur gedient haben. Mit dieser Erinnerungs- und Gedenkkultur im Rücken können wir heute sagen:
• Wer sich seiner Vergangenheit stellt, ist nicht schwach, sondern stark.
• Wer sich seiner Vergangenheit stellt, beugt sich nicht in Schande, sondern steht auf zur Befreiung.
• Wer sich seiner Vergangenheit stellt, betoniert nicht die Vergangenheit, sondern gestaltet die Zukunft.